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Text: Silvie Aigner / PARNASS UP&COMING 2019

 

 

Messing und Gips sind die bevorzugten Materialien von Melanie Ender (*1984 Wien), zuweilen in Kombination mit hellen Stoffen,
die sie zu geometrischen Formen oder Kör- pern faltet. Das Metall wird von der Künstlerin per Hand gebogen und die Oberfläche mittels verschiedener Brünierungsschritte bearbeitet, was eine unterschiedliche Farbigkeit der Messingteile ergibt. Ender verbindet die Metallelemente mit Gipsplatten zu skulpturalen Konstruktionen, die sowohl am Boden, am Sockel oder an der Wand präsentiert werden können und ebenso fragil wie kompakt erscheinen. Die Messingteile sind dabei mehr oder weniger geometrische Elemente, manchmal werden sie auch zu einer organisch geformten Linie, die eine subtile Raumzeichnung in die Gipsplatte einschreibt. Das Material wird von der Künstlerin mittels aufwendiger Verfahren bearbeitet, was ihr, so Ender, jedoch ermöglicht, eine Beziehung zu den Werkstoffen aufzubauen, dessen Eigenschaften kennenzulernen und die vielfältigen Möglichkeiten der Bearbeitung auszuloten. „Während des Formfindungsprozesses“, so Melanie Ender, „suche ich oft nach Variationen oder verschiedenen Möglichkeiten einer Ausgangsform, ähnlich wie das Suchen nach Synonymen für einen Begriff. Damit ist den entstehenden Formen eine Flexibilität oder Bewegung inhärent“. Auch bei den Gipskartonplatten geht es ihr stark um den Arbeitsprozess. So entfernt sie den Karton teilweise oder vollständig, sodass der Gipskern sichtbar wird. Parallel zu ihren skulpturalen Arbeiten entstehen eine Reihe von Zeichnungen, in denen sie Elemente der Architektur in abstrakte geometrische Formen transformiert. Ähnlich den einzelnen Teilen ihrer Skulpturen fügt sie diese als Variablen zusammen. Das Spiel damit und auch der ihnen eigene Rhythmus erinnert an den Umgang mit Sprache,
was nicht von ungefähr kommt, ist das Schreiben beziehungsweise die konzeptuell-poetische Textarbeit doch ein wichtiger Bestandteil ihres künstlerischen Œuvres. Auch Sprache ist für Ender ein formbares Material, das Dinge nicht nur beschreiben, sondern überhaupt erst entstehen lassen kann. Die Zeichnungen haben jedoch etwas ebenso Skizzenhaftes, wenngleich sie genauso leicht und variabel erscheinen wie ihre Skulpturen. Doch beiden ist eine Prägnanz im Umgang mit Raum, Fläche, Farbe und Ausführung eigen, die das Werk der Künstlerin insgesamt auszeichnet.  SA

 

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